ST. MARIENKIRCHE TREBBIN
St.-Marien-Kirche Trebbin
"Lobet Gott an dieser Stätte,
denn hier ist des Segens Haus.
Geht mit Danken und Gebeten
Für den Höchsten ein und aus.
Betet besonders vor unserem Gesalbten,
von dem wir die Zierde der Kirche erhalten."
- Trebbin im Jahre 1755
Mit diesem Spruch werden alle Besucher vom Kirchturm aus begrüßt. Friedrich II. (der Gesalbte) hat maßgeblich die heutige Gestaltung der Kirche beeinflusst. Dabei ist die Kirche viele Jahrhunderte älter und hat in der Zeit ihr Aussehen mehrfach geändert.
In einer lateinischen Urkunde aus dem Jahr 1216 wird Trebbin bereits als „Kirchort“ erwähnt. Im 13. Jahrhundert gehörte die unweit der Kirche stehend ehemalige Burg zur Herrschaft des Magdeburger Erststifts. Es ist davon auszugehen, dass diese sicherlich auch den Grundstein für unser heutiges Gebäude gesetzt haben. Im Jahr 2008 stellte man bei archäologischen Ausgrabungen fest, dass die Sakristei sogar älter als die Kirche selbst ist, die vermutlich im 13./14. Jahrhundert errichtet wurde.
Der rechteckige Saalbau mit verputzten Mauern, der genau in Ost-West-Richtung ausgerichtet ist, und daher schräg zur Straße und den umliegenden Gebäuden steht hat ein mittelalterliches Mauerwerk aus rechteckig behauenen Feldsteinen. Ein Dachreiter aus Holz stand schon 1575 am westlichen Ende auf dem Gebäude. Ihr Jahr 1707 wurde dann ein hölzerner Kirchturm angebaut. Er stand dort, wo sich heute die Orgel befindet.
Wie in den meisten Kirchen üblich, befand sich der Altar auf der Ostseite. Es handelte sich um einen gotischen Flügelaltar. Das Hauptbild zeigte die heilige Anna, darüber eine Kreuzigungsszene, darunter eine Begegnung an der heiligen Pforte. Auf den Seitenflügeln waren wahrscheinlich acht Heilige gemalt. Bestandteil waren außerdem die beiden noch erhaltenen Heiligenfiguren Katharina von Alexandrien sowie Marie mit Kind. Sie zählen, laut Expertenmeinung, zu den qualitätsvollsten Schnitzwerken ihrer Zeitstellung in der Mark und stammen vermutlich aus der Werkstatt des Zwickauer Bildschnitzer Peter Breuer.
Neben dem Hauptaltar gab es noch vier Nebenaltäre, nämlich für den heiligen Petrus, den heiligen Ambrosius, die heilige Barbara und die heilige Maria mit dem Kind. Eine steinerne Kanzel wurde 1710 durch die hölzerne an der heutigen Stelle ersetzt. Damit rückte sie in die Mitte der Kirche. Schließlich folgte 1744 der finale Umbau zur heutigen Form. Neben der Verlängerung des Kirchenschiffes nach Westen ist das Kirchendach um 3 Fuß erhöht worden. Für die Soldanten der kleinen Trebbiner Garnison wurde die Empore auf den toskanischen Säulen errichtet. Der gotische Flügelaltar sowie die Nebenaltäre wurden durch den jetzigen Altartisch ersetzt, diesmal gegenüber dem Haupteingang Richtung Marktplatz unterhalb der Kanzel. Mit den Vasen und Engelsputten sowie der Strahlenglorie ist das barocke Bild des Altarraums vervollständigt. Eine Kartusche mit dem Königsmonogramm FR für Fridericus Rex erinnert erneut an Friedrich II., wie am Kirchturm. Diese wurde schließlich 1755 neu errichtet. So hat diese Kirche ihr Aussehen nach dem Vorbild der Garnisonkirche in Potsdam erhalten.
Nach der ersten Orgel, die unter Anderem 1793 vom berühmten barocken Orgelbauer Joachim Wagner repariert wurde (seine zweite Ehefrau stammte sogar aus Trebbin), erhielt die Kirche 1905 eine neue Orgel mit romantischem Klang von der Firma Wilhelm Sauer aus Frankfurt/Oder. Diese Orgel ist aus Spendengeldern des Ehepaars Carl und Auguste Götze finanziert worden und wurde im gleichen Jahr, wie die berühmte Sauerorgel im Berliner Dom errichtet. Sie ist damit die kleine Schwester. Nachdem ab 1960 der Umbau zu einer Barockorgel vorgenommen wurde, konnte sie in die ursprüngliche Klangfärbung 2018 durch Sauer Orgelbau wieder zurückgeführt werden.
Elektrisches Licht wurde 1908 installiert, und die drei schönen Kronleuchter erstrahlen seitdem zu Gottesdiensten und Veranstaltungen in der Kirche. Die jetzigen drei Glocken sind 1925 in Morgenröthe/ Vogtland gegossen worden, nachdem die ursprünglichen Bronzeglocken im Krieg eingeschmolzen wurden. Nach der farblichen Neugestaltung in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts und der Abnahme sämtlicher Gedenktafeln für die Gefallenen des 1. Weltkriegs aus Trebbin und den Ortsteilen wurde die Kirche einer Sanierung unterzogen. Die Sachmittel und Geldspenden dafür kamen hauptsächlich von den Partnerkirchengemeinden in Weil am Rhein. So wurde in DDR-Zeiten schon die Freundschaft zwischen Brandenburg und Baden gepflegt.
Nach der Wiedervereinigung konnte die Kirche einer umfangreichen Außensanierung unterzogen werden. Neben der Bekämpfung der Holzschutzmittelverseuchung wurde das Dach neu gedeckt, die Innendecke entsprechend der historischen Vorlagen gestaltet und der Turm standsicher erneuert. Auch die zuvor stillgelegte Turmuhr wurde wieder neu aus Spenden finanziert. Aufgabe wird es weiterhin sein, das Gebäude und die Institution der Kirche für die Nachwelt zu erhalten und behutsam weiterzuentwickeln. Ein nächstes großes Projekt in naher Zukunft wird die Innensanierung des Gotteshauses.
Disposition der Orgel
I – Hauptwerk C – f3 II – Schwellwerk C – f3 Pedalwerk C – d1
Bourdon 16‘ Voix celeste 8‘ Subbass 16‘
Principal 8‘ Aeoline 8‘ Violon 16‘
Gambe 8‘ Lieblich Gedackt 8‘ Bassflöte 8‘
Doppelflöte 8‘ Concertflöte 8‘ Octavbass 8‘
Dulciana 8‘ Geigenprincipal 8‘ Posaune 16‘
Rohrflöte 4‘ Fernflöte 4‘
Octave 4‘ Fugara 4‘
Rauschquinte 2fach
Cornett 3-4fach
Trompet 8‘
Koppeln II zu Pedal, I zu Pedal, II zu I Manual
Spielhilfen Schweller, Walze, Forte, Tutti, Freie Combination