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ST. ANNENKAPELLE

St.-Annen-Kapelle Trebbin

 

Ganz unscheinbar am Rande der Stadt

Steht die alte St. Annenkapelle.

Schon manches Jahrhundert sie hinter sich hat,

seit sie erbaut war an dieser Stelle.

 

Dies sind die ersten Zeilen eines 22-strophigen Gedichts des Schuhmachermeisters Ziegener über die Trebbin St.-Annen-Kapelle. Seit langer Zeit bestimmt sie mit dem teilweise rankenden Efeu das Eingangsbild zur Stadt Trebbin.

 

Bereits im Mittelalter sind Hospitäler für Bürger und Bauern von Städten und Umgebungen gebaut. Meistens befanden sich diese außerhalb des Ortes. So war es auch in Trebbin. Nach einer Kirchenvisitation im Jahre 1575 ist ein Hospital in unserer Stadt erwähnt worden. Demnach sollte der Rat der Stadt eine Ausbesserung zusagen.

 

Auf dem Gelände des heutigen unteren Friedhofs gelegen wurde es später wegen Baufälligkeit abgetragen. Die zum Hospital gelegene Kapelle ist jedoch erhalten geblieben. Heute wird sie als das älteste Gebäude der Stadt bezeichnet. Zwar beruht die heutige St.-Marien-Kirche auf einem älteren Baukörper, jedoch hat die kleine Kapelle am Fuße des Weinbergs in den vielen Jahrhunderten ihres Bestehens nur wenig geändert.

 

Der Bau aus dem 15. Jahrhundert ist aus Findlingen, großmaßigen Backsteinen und Feldsteinen errichtet. Der Name „Annenkapelle“ ist von der heiligen Anna hergeleitet, der Schutzpatronin der Kranken. Als Mutter von Maria ist sie Patronin vieler Berufsgruppen, aber auch von Müttern, der Ehe, Hausangestellten und wurde von Martin Luther besonders verehrt. Seit der Reformation ist auch das Kirchlein evangelisch geworden, obwohl es lange keine Nutzung gab.

 

Bekannt ist, dass im frühen 18. Jahrhundert in der Kapelle eingebrochen wurde und 165 Thaler gestohlen wurden. Die beiden Diebe wurden nach der Verurteilung auf dem Galgenberg bei Trebbin erhängt. Am 18.08.1796 wurde den Katholiken der Stadt zugestanden, in der St.-Annen-Kapelle das heilige Abendmahl durchzuführen.

 

Unter Beteiligung des Rates der Stadt Trebbin wurde die Kapelle erhalten und saniert. Neben einer Restaurierung 1863 hat der Trebbiner Gemeindekirchenrat 1914 mit der Umgestaltung des Innenraums begonnen und diese 1922 erst fertiggestellt. So wurden die Votivfenster eingebaut, die Decke vom Kirchenmaler Sandfurth aus Charlottenburg ausgeschmückt, die Empore auf der Westseite beseitigt und der Eingang von der Südseite gegenüber dem Altar verlegt. Der frühere Eingang ist, seit der Entfernung von holzigem Efeu wieder weithin sichtbar.

 

Der Innenraum besticht durch die Schlichtheit der weißen Wände. Ein lebensgroßes Kruzifix aus dem Jahre 1525 steht an der Ostseite zur Straße hin. Neben einer kleinen Kanzel beherrscht ein moderner Altartisch den halbrunden Chorraum. Ein Harmonium für die musikalische Begleitung konnte 1985 durch ein Orgel-Positiv von Schuke aus Potsdam ersetzt werden. Einzig eine Gedächtnistafel aus 1615 für Herrn „Eduard am anderen Ende“ ziert den Raum.

 

Bekannt ist, dass die beiden erhaltenen Heiligenfiguren vom Altar der St.-Marien-Kirche viele Jahrhunderte in der Annenkapelle standen. Außerdem wurden die Lampen der ersten elektrischen Beleuchtung aus den 20er Jahren auf dem Dachboden wiederentdeckt. Sie wurden in Glashütte bei Baruth hergestellt. Bei archäologischen Untersuchungen im August 2000 wurden drei Grabstellen und ein Pfennig aus dem Jahre 1764 gefunden. Vermutlich wurden Stiftsdamen des ehemaligen Hospitals dort beigesetzt.

 

Heute dient die St.-Annen-Kapelle dem Abschiednehmen und dem Trauern von unseren Mitmenschen, aber auch in der kalten Jahreszeit als beheiztes Haus für evangelische Gottesdienste. Auch Konzerte und kirchliche Amtshandlungen (Taufen und auch Hochzeiten) finden hier statt.

 

Die kleine Kapelle ist somit ein prägnantes Bauwerk in der Stadt und ist ein Ort voller Geschichte und Geschichten. Sie ist ein lebendiger Ort und kann gerne besichtigt werden. Das hat schon Herr Ziegener in seinem Gedicht in der letzten Strophe festgestellt:

 

Doch Wanderer, wenn du vorüber gehst

schau ruhig einmal zu ihr hin,

denn sie ist, wenn man es recht versteht

noch ein Stückchen vom alten Trebbin.

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